InterkultTour 2016 Ein Praxisaustausch zu interkulturellem Lernen in Schule und Kita
Sprachliche Vielfalt und das Zusammentreffen von Menschen mit
unterschiedlichen Migrations- und Integrationserfahrungen sind in
Sachsen-Anhalt längst gesellschaftliche Realität. Die Erziehungs- und
Bildungseinrichtungen des Landes sehen sich vor die Aufgabe gestellt,
jedes Kind unabhängig von seiner Herkunft in seinen individuellen
Fähigkeiten anzuerkennen. Seit September 2015 werden die pädagogischen
Fachkräfte dabei von der Servicestelle „Interkulturelles Lernen in Kita
und Schule“ begleitet und bei der Entwicklung von Handlungskonzepten für
den Umgang mit Vielfalt, sowie mit Materialien und Fortbildungen zum
interkulturellen Lernen unterstützt.
Zahlreiche Bildungseinrichtungen in Sachsen-Anhalt haben sich bereits
auf den Weg gemacht, das Konzept der Interkulturellen Öffnung auf ihre
Institution zu übertragen. Dabei sind Ideen und Projekte entstanden, die
zeigen, wie ein konstruktiver und wertschätzender Umgang mit Vielfalt
gelingen kann. Das Wissen und die Erfahrungen sollen mit anderen
Einrichtungen geteilt werden, die ebenfalls vor der Herausforderung
stehen, praktische Lösungen für ihren interkulturellen Arbeitsalltag zu
finden. Wie können Werte und Anschauungen aller Familien gewürdigt
werden? Wie kann eine aktive Elternarbeit trotz eventueller
Sprachbarrieren gestaltet werden? Im Rahmen der von der Servicestelle
organisierten „InterkulTour 2016“ haben die Grundschule „Am
Umfassungsweg“ in Magdeburg sowie die Kita „Tabaluga“ und der
Kinderhort „August Hermann Francke“ in Halle (Saale) für einen Tag ihre
Türen geöffnet, um ihre Ideen zur interkulturellen Öffnung von
Bildungseinrichtungen in Sachsen-Anhalt zu präsentieren und damit die
Basis für einen praxisorientierten Fachaustausch zu schaffen.
Redaktion & Moderation: Eva Elodie Göbel
Bildungsminister Marco Tullner
Schulen und Kitas brauchen starke Partner, damit das
Miteinander unterschiedlicher Kulturen für Kinder von Anfang an zu einer
Alltagserfahrung wird. Marco Tullner ist seit April 2016
Bildungsminister des Landes Sachsen-Anhalt. Als Minister für Bildung
fördert er die Arbeit der Servicestelle „Interkulturelles Lernen in Kita
und Schule“. Im Interview erzählt er, warum es der Landesregierung ein
wichtiges Anliegen ist, bei diesem Projekt ein starker Partner zu sein.
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Mamad Mohamad – Geschäftsführer des Landesnetzwerkes für Migrantenorganisationen Sachsen-Anhalt (LAMSA) e.V.
Die Servicestelle „Interkulturelles Lernen in Kita und
Schule“ ist Teil eines größeren Netzwerkes, nämlich der LAMSA. LAMSA ist
die Abkürzung für „Landesnetzwerk Migrantenorganisationen
Sachsen-Anhalt“. Gegründet wurde der Verein vor acht Jahren unter
anderem von Mamad Mohamad, der heute der Geschäftsführer ist. Im
Gespräch erzählt er über das Engagement von LAMSA und wie es zu der
Gründung der Servicestelle kam.
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Nicole Niemann – Beraterin in der Servicestelle „Interkulturelles Lernen in Kita und Schule“
Die Servicestelle „Interkulturelles Lernen in Kita und
Schule“ begleitet derzeit 16 Einrichtungen auf dem Weg zu einer
interkulturellen Öffnung. Das Augenmerk liegt dabei nicht nur auf den
Kindern, sondern auch auf den Pädagogen und Pädagoginnen. Denn diese
müssen schließlich für die Ansätze und Methoden weitergebildet und
qualifiziert werden. Hier ist noch viel zu tun, weiß Nicole Niemann, die
als Beraterin in der Servicestelle für die Stadt Halle und die
Landkreise Saalekreis, Burgenlandkreis und Mansfeld-Südharz zuständig
ist.
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Esther Pareigis KITA – Leitung des Kind-Eltern-Zentrums „Tabaluga“ in Halle
„Vielfalt bereichert! Im Mittelpunkt steht das Kind mit
seiner Einzigartigkeit.“ Das ist der Leitsatz der Kindertagesstätte
„Tabaluga“ in Halle-Neustadt. Das besondere an der Kita ist, dass die
Eltern gezielt in die pädagogische Arbeit miteinbezogen werden.
Schließlich spielen sie als Erziehungsexperten in den ersten Jahren die
wichtigste Rolle. Esther Pareigis leitet das Kind-Eltern-Zentrum im
Tabaluga und weiß genau, wie man die Eltern mit ins Boot holt.
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Christiane Lubaczowski – Leiterin des Hort „August Hermann Francke“ der Franckesche Stiftungen zu Halle
Der Hort „August Hermann Francke“ befindet sich im
Kindertageszentrum der Franckeschen Stiftungen in der Innenstadt von
Halle. Hier werden über 200 Kinder aus 25 verschiedenen Herkunftsländern
betreut. Christiane Lubaczowski leitet den Hort. Ihre Aufgabe ist es,
jedem Kind eine individuelle Förderung zu ermöglichen. Wie es dabei
gelingt, mehr die Gemeinsamkeiten zwischen den Kulturen zu betonen,
anstatt die Unterschiede herauszukehren, beschreibt sie in diesem
Interview.
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Dirk Schumeier – Schulleiter der Grundschule am Umfassungsweg (Magdeburg)
Wer in Stereotypen denkt, der würde sagen, dass die Schüler
und Schülerinnen der Grundschule „Am Umfassungsweg“ in Magdeburg keine
guten Prognosen haben. Das Viertel, in dem die Schule steht, ist von
relativ hoher Arbeitslosigkeit geprägt, viele Elternteilen sind
alleinerziehend und die Kinder wachsen sozial und kulturell sehr
unterschiedlich auf. Doch das genaue Gegenteil ist der Fall: die
Grundschule ist ein Ort der gelebten Vielfalt und Toleranz. 2011 bekam
sie den Integrationspreis des Landes Sachsen-Anhalt für „Interkulturelle
Öffnung“. Verantwortlich dafür ist nicht zuletzt der Schulleiter, Dirk
Schumeier, der sich für dieses Konzept stark gemacht hat.
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Eindrücke der InterkulTour 2016-TeilnehmerInnen
Rund 50 Pädagogen und Pädagoginnen sind bei der
Hospitationsfahrt InterkultTour 2016 mit dabei, um sich anzuschauen, wie
interkulturelle Öffnung in anderen Kitas und Schulen konkret
funktioniert. Unter den Teilnehmern und Teilnehmerinnen gibt es auf der
Busfahrt von Magdeburg nach Halle einen regen Austausch über die soeben
besichtigte erste Station - die Grundschule „Am Umfassungsweg“ in
Magdeburg. Hier erzählen sie, welche Ideen und Ansätze Ihnen besonders
gefallen haben und was sie vielleicht in die eigene Einrichtung
übertragen können.
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Erfahrungen der TeilnehmerInnen - Welche Herausforderungen gilt es zu bewältigen?
Jede Kita, jeder Hort und jede Schule ist anders. Es gibt
verschiedene Träger der Einrichtungen, die Personalstruktur ist teils
unterschiedlich und die Kinder kommen aus ganz unterschiedlichen
Ländern. Welche Herausforderungen und Stolpersteine bestehen ganz
konkret in den einzelnen Einrichtungen bei der Umsetzung der
interkulturellen Öffnung? Die Teilnehmer und Teilnehmerinnen der
Hospitationsfahrt erzählen in dieser Collage von ihren Erfahrungen.
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Marie Prikhodko – Freiwilligenagentur Magdeburg
Wenn verschiedene Kulturen und Sprachen in Kindertagesstätten
und Schulen aufeinanderprallen, dann ist das spannend und schön, kann
aber auch zu Schwierigkeiten und Konflikten führen. Wie kann
Missverständnissen vorgebeugt werden? Wie lassen sich Konflikte lösen?
Welche Hilfsmittel gibt es, um sich bei Mehrsprachigkeit gegenseitig
verstehen zu können? Marie Prikhodko befasst sich täglich mit solchen
Fragen. Sie berät in der Servicestelle Kitas und Schulen in Magdeburg
und dem Landkreis Börde. Im Interview erzählt sie, ob es tatsächlich für
jedes interkulturelle Problem eine Lösung gibt.